Reiseführer zum Nichts – Orientierungshilfe für Weltende, Schwarze Löcher & leere Gedankengänge

Werter Reisender,

herzlich willkommen auf der wahrscheinlich außergewöhnlichsten Reise deines Lebens. Während andere die norwegischen Fjorde entlang schippern oder im Spreewald zelten, hast du dich entschieden, das Nichts zu bereisen. Vermutlich war das nicht deine Entscheidung und du würdest lieber an irgendeinem Hotelpool ein gekühltes, alkoholisches Getränk zu dir nehmen. Diese Vermutung ist sogar höchstwahrscheinlich, neigt der Mensch doch bei völliger Einsamkeit in einer ihm völlig fremden Welt dazu, mit Angst- und Panikzuständen zu reagieren. Bewahre Ruhe – noch ist nicht alles verloren. Das Nichts ist eine komplexe Sache – eine brodelnde, launische Quelle, die sich uns entzieht, nur um dann in bestimmten Momenten ihre beeindruckenden Wassermassen auf uns einstürzen zu lassen.

Vielleicht fragst du dich auch, wie man überhaupt im Nichts verloren gehen kann. Nun, die Ursachen hierfür sind banaler als gedacht. Einmal die Packungsbeilage nicht zu Ende gelesen, den interstellaren Flug am Weltuntergangstermin verpasst oder sich von einem Schwarzen Loch einsaugen lassen. Schon hat man den Salat. Was auch immer der Grund für deine Reise sein mag, der „Reiseführer zum Nichts“ (übrigens der bestverkaufte Reiseführer seiner Art innerhalb und außerhalb des Nichts) ist stets ein treuer Begleiter in allen Fragen zu Ort, Sehenswürdigkeiten und unwegsamen Regionen.“

 

Meine Arbeit nimmt einen mit. Mit auf eine Reise in das Nichts. Dabei stellt sie sich als interdisziplinäres Werk in den Bereichen Sprache, Philosophie, Psychologie, Glaube und Forschung der Frage „Wo ist das Nichts?“, die ganz unterschiedlich beantwortet werden kann.

Als passendes Medium konzipierte ich einen Reiseführer, der einen durch das Nichts begleitet, Hilfestellung bietet und spannende Regionen des Nichts zeigt. Dieser wird von einer Erzählung eingefasst, in der ein Ich-Erzähler durch das Wegdenken aller Gegenstände um sich herum und schließlich auch des gesamten Universums im Nichts landet. Die Unsicherheit des Reisenden erkennend, taucht nun der Reiseführer auf, der diesem verschiedene Kosmen zum Erkunden anbietet. Der Leser kann nun frei wählen, über welche Disziplin er etwas erfahren möchte oder eben nicht. Sprache, Philosophie, Psychologie, Glaube und Forschung sind alles in sich abgeschlossene Einheiten, die kein Vorwissen anderer Bereiche oder eine gewisse Reihenfolge voraussetzen. Durch Querverweise wird jedoch immer wieder auf andere Artikel aufmerksam gemacht, um dem Leser auch für andere Disziplinen zu interessieren und ihm ein möglichst großes Gesamtbild des Nichts zu vermitteln.

Die Themenvielfalt ist sehr groß und reicht von der Definition und der Begriffsherkunft des Nichts über Schöpfungsmythen bis hin zum Quantenvakuum.

Während im Sprachbereich die Begriffserklärung und -annäherung im Vordergrund stehen, werden im Philosophiebereich verschiedene Ansätze, das Nichts zu denken und zu definieren, vorgestellt. Die Psychologie befasst sich unter anderem mit Verlust, Geistesblitzen, Wahrnehmung, Vergessen, Depression und Minderwertigkeitsgefühlen, wohingegen die Disziplin des Glaubens Vorstellungen von Schöpfung, Jenseitsvorstellungen und dem Ende der Welt sammelt und untersucht. In der Forschung stehen beispielsweise die Zahl Null, das Vakuum, Schwarze Löcher und das Davor des Urknalls im Fokus.

 

Dieses Wissen wird durch verschiedene Infografiken ergänzt und verbildlicht, welche Sachverhalte der Texte noch einmal veranschaulichen und für ein besseres Verständnis sorgen. Hier wird unter anderem über Geisterstädte, gefloppte Kinofilme oder versäumte Weltuntergänge berichtet.

Ein weiteres Element sind die eingestreuten Gedankenreisen, die den Leser direkt ansprechen und ihn durch Fragen wie „Welche Farbe hat das Nichts?“ gezielt dazu auffordern, aktiv zu werden und sich intensiver mit dem Nichts zu beschäftigen.

Das Fazit ist schließlich wieder Teil der Ich-Erzählung, die den Reiseführer umschließt. Dort wird deutlich, dass das Nichts, über das berichtet werden kann, eher einer leeren Seite voller Möglichkeiten gleicht, als absoluter Leere und Nichtigkeit. Das absolute Nichts aber, sofern es existiert, kann weder gedacht noch jemals gefunden oder wirklich definiert werden, weil alles, was wir tun, es automatisch in Sein verwandelt. Das Nichts bleibt ein Mysterium für uns Menschen aus Materie, die in einer Welt aus Sein und Materie leben und nur in diesen Kategorien denken können. So muss am Ende auch der Ich-Erzähler verschwinden.

 

Reiseführer zum Nichts
272 Seiten
150 x 210 mm
Softcover, silberner Kunstledereinband
fadengeheftet

Astrid Kadel

Bachelorarbeit WS 2017/2018
Betreuung: Prof. Veruschka Götz
Zweitkorrektor: Prof. Dr. Thomas Friedrich

 

Kolloquium
Dienstag der 23.01.2018
10:00 Uhr
Raum Z154

 

Kontakt
astrid.kadel@remove-this.web.de

 

Medien
Editorial Design, Informationsdesign, Text, Foto-Illustration