BrandLab

Das Labor für Designprozesse

In unserem gemeinsamen Vortrag werden wir aus soziologischer, philosophischer, kultur- und kommunikationstheoretischer Perspektive einige Phenomene unserer Gesellschaft, wie sie sich an der Kommunikation innerhalb sozialer Netzwerke ablesen lässt, betrachten und uns den Irrtümer ihrer Bewertung widmen. Waren die Aufstände in Nordafrika wirklich eine „Facebook-Revolution“? Hat allein die erfolgreiche Nutzung sozialer Netzwerke Obama an die Macht gebracht? Ist das Internet wirklich demokratisch, oder verliert der Verfassungsstaat seine Existenzberechtigung, wenn die Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit endgültig aufgehoben sein wird? Welche neuen Formen der Entfremdung entstehen, wenn Eigenverantwortung, Beweglichkeit und Kreativität die entscheidenden gesellschaftlichen Forderungen sind, die die Individuen zu erfüllen haben, um an der Gesellschaft teilnehmen zu können? Ist an die Stelle einer Normierung des Subjekts nach gesellschaftlich vorgegebenen Rollenbildern der unter dem Zeichen des Wettbewerbs stehende Zwang zur kreativen Selbstverwirklichung getreten?

 Es scheint, dass sich Einstellungen und Lebensweisen, die einmal einen qualitativen Freiheitsgewinn versprachen, inzwischen so mit der aktuellen Gestalt des Kapitalismus verbunden haben, dass daraus neue Formen von sozialer Herrschaft und Entfremdung entstanden sind, deren Wirkungen sich in sozialen Netzwerken abzeichnen. Durch diese Entwicklung ist insbesondere ein Verständnis menschlicher Freiheit in die Krise geraten, das sich aus Erfahrungen und Figuren des Ästhetischen speist: Aus der Perspektive der aktuellen Gesellschaftskritik ist die individualistische Auflehnung gegen das soziale Gesetz nach dem Modell der »Künstlerkritik« (Chiapello) heute ebenso problematisch, wie die romantische Tradition, in der sie steht.


Aber wie verhalten sich die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen tatsächlich zu diesen ästhetischen Modellen und Traditionen der Kritik? Der Band widmet sich dem Stand ästhetischer Freiheit aus soziologischer, philosophischer, kulturtheoretischer und historischer Perspektive.