Wir hören uns sehen uns — Über die Macht von Sprache und Bild

Tagtäglich nutzen wir Sprache — ganz selbstverständlich. Trotzdem sind wir uns ihrer Macht nicht wirklich bewusst. Wir verstehen oft nicht, was unsere Worte mit unserer Gesellschaft, unserem zwischenmenschlichen Zusammenleben, sowie mit unseren Gedanken und Weltbild machen. Dabei ist Sprache unser wichtigstes Integrationsmittel und Kulturgut. Begriffe bestimmen, wie wir die Welt begreifen. Jedes Wort ist mit Bildern und Gefühlen konnotiert. Beim Hören und Lesen eines Wortes greifen wir darauf unwillkürlich zurück. Aus Begriffen können jedoch auch Schubladendenken, Framing, Radikalisierungen, Verharmlosungen, etc. resultieren. Demnach ist es umso wichtiger, Sprache und ihre Wirkung bewusst einzusetzen. Wir müssen dazu sensibilisiert werden, achtsamer mit Begriffen umzugehen und diese auch zu hinterfragen. Das Wissen über Sprache kann demnach die Möglichkeit eröffnen, unsere Gedanken und Wirklichkeit stärker zu hinterfragen. Sie sind Konstrukte unserer Sprache und Kultur und wir haben sie von unseren Vorfahr*innen mitbekommen. Mit diesem Erbe sollten wir uns jedoch mehr auseinandersetzen. Sprache ist ein kreatives, wandelndes Medium, welches wir uns kontinuierlich wieder aneignen. Dabei besteht sie nicht aus Normen und Regeln, die nur stur angewendet werden müssen. Wir haben die Möglichkeit, Sprache selbst zu gestalten.

Bilder wirken — gegenüber der Sprache — direkt auf unser Bewusstsein. Wir Menschen sind vor allem visuell geprägt. Schon seit unserer frühesten Kindheit lernen wir die Welt in Bildern zu verstehen. Die Sprache der Bilder ist universal und gibt Orientierung. Worte berühren den Kopf, Bilder treffen hingegen in die Magengrube. Was wir mit eigenen Augen sehen, schenken wir den größten Glauben. Dabei messen wir den Bildern einen grundsätzlichen, vermeintlichen Objektivitätsanspruch bei. Doch Bilder sind niemals nur Abbild der Realität. Sie illustrieren nicht, sondern geben das was sie darstellen eigentätig wieder. Diese Eigentätigkeit bezieht sich dabei auf die Subjekte, welche die Bilder produzieren. 

Die Medien, der Journalismus, die Wirtschaft und die Politik wissen, wie man Sprache und Bilder gezielt einsetzt. Schon in der Vergangenheit wurde dieser bewusste Umgang ausgenutzt. Geschickt wurden Menschen in eine bestimmte Richtung beeinflusst, ohne dass sie es bemerkten. In den schlimmsten Fällen wurden durch diese Manipulation ganze Völker unterdrückt — so wie während des Dritten Reiches. Gerade heutzutage ist dieses Thema aktueller denn je und es wird höchste Zeit uns damit auseinander zu setzen. 

Dieses Magazin soll dazu beitragen, dass die Welt der Sprache, Schrift und Bilder ein stückweit besser und gerechter wird — allein durch den Willen und die Tatsache mehr zu hinterfragen, zu verstehen und Sprache und Bild immer achtsam und menschenwürdig einzusetzen.

Alessia Stenzel

 

Bachelor WS 21/22

Betreuerin: Prof. Veruschka Götz

Zweitkorrektor: Prof. Dr. Thomas Friedrich

 

Kolloquium

14.10.2021

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