Im Wort der Bild

Eine Ausstellung mit 17 Jahren Vorlaufzeit


Am 20. Juli 2001 startete Jean-Claude Hamilius eine künstlerische Langzeit-Performance,
deren Bestimmung auch ihm selbst im ersten Moment noch unklar war – ein surrealer
Roman, monumentale Wandbilder, die filmische Dokumentation eines Jahrzehnts? Was
auch immer entstehen sollte, er sammelte fortan Tag für Tag die seiner Meinung nach
außergewöhnlichste Schlagzeile aus Deutschlands erfolgreichster Tageszeitung.


Schuld an der Sache war eine große amerikanische Werbeagentur, deren Mitarbeiter in der
Kreativabteilung jeden Tag die Bild auf ihrem Schreibtisch vorfanden – als leuchtendes
Beispiel für schnelle und effektive Kommunikation ... ein unscharfes Foto ... eine Headline
mit 4 bis 6 Worten ... fertig!


An die Hochschule Mannheim berufen, teilten etliche Studierende die Sammelleidenschaft
ihres Professors, die am 20. Juli 2011 auf über 2.500 Papierschnipsel angewachsen war. Im
Masterstudiengang für Kommunikationsdesign entstand ein Konzept, das die Themen der
Bildzeitung in 6 klar benannte Bereiche fasste – „Heimat“, „Rest der Welt“, „Helden“,
„Einzelschicksale“, „Brüste“ und die ebenso unvermeidliche Katastrophen-Rubrik „Jüngstes
Gericht“.


In den folgenden Jahren nahmen 80 Studierende der Fakultät für Gestaltung am Projekt teil
und das Panoptikum des bemerkenswert Alltäglichen wurde bis kurz vor Eröffnung der
Ausstellung am 22. Oktober 2017 mit Ideen und Entwürfen bereichert.


Allen Mitwirkenden gemeinsam war die spontane Herangehensweise und der spielerische
Umgang mit dem Ausgangsmaterial. O-Ton: „Wir wollen es niemandem recht machen – auch
nicht der Bild – und manche Umsetzung trägt zwangsläufig leicht bösartige Züge. Das
mögen einige nicht korrekt oder nicht richtig finden. Und auch nicht gut. Wir aber fanden
genau diese nach allen Seiten offene Einstellung richtig gut.“


IM WORT DER BILD ist Unterhaltungskunst im wahrsten Sinne des Wortes, für die
Besucher die perfekte Gelegenheit sich mit der medialen Kraft der Boulevardpresse im
geschützten Raum des Mannheimer Kunstvereins auseinander zu setzen.